Chancen für das Familienvermögen: Wie Unternehmerfamilien alte Firmenareale zukunftsfähig machen

Verlieren Unternehmensflächen ihre ursprüngliche Funktion, eröffnen sich für Unternehmerfamilien vielfältige Möglichkeiten zur Transformation. Vom aktiven Eigenengagement über innovative Nutzungskonzepte bis hin zum Komplettverkauf mit Rückmietung – jede Strategie birgt Chancen und Risiken.
Was einst der Genius Loci eines erfolgreichen Unternehmens war, wirkt heute oft überholt. Daraus ergeben sich zentrale Fragen: Wie kann das Areal sinnvoll weiter genutzt werden? Genügt eine Anpassung an aktuelle Anforderungen wie New-Work-Konzepte oder ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance)? Oder steht ein grundlegender Wandel bis hin zur vollständigen Neunutzung an?
Je nach Ausgangslage entstehen aus stillgelegten Industrie- oder Gewerbeflächen durch kreative und strategisch durchdachte Konzepte neue Räume für Zusammenarbeit, Innovation und urbanes Leben. Erfolgreiche Beispiele zeigen, wie ehemalige Industriestandorte zu lebendigen, identitätsstiftenden Quartieren wurden – sei es in innerstädtischen Lagen oder stadtnahen Regionen.
Entscheidend sind langfristige Konzepte und erfahrene Partner, die nicht nur bei der Entwicklung, sondern auch bei der Umsetzung begleiten. So können Unternehmerfamilien die Zukunft aktiv gestalten und den Grundstein für kommende Generationen legen. Welche Strategie dabei gewählt wird, sollte immer eines sein: wertbildend und nachhaltig wertschöpfend.
Eigene Wege gehen – Chancen und Risiken für Neuentwicklungen
Unternehmensimmobilien sind Ausdruck einstiger Visionen. Wenn jedoch ihre ursprüngliche Funktion und wirtschaftliche Bedeutung entfallen, braucht es mehr als pragmatische Lösungen – sei es von Eigentümern, Projektentwicklern oder Behörden. Ob Neubau, Revitalisierung, Nachverdichtung oder Umnutzung: Eigenentwicklungen von Unternehmerfamilien bieten Potenzial für Rendite und massgeschneiderte Nutzung.
Die Kontrolle über das Projekt macht Eigenentwicklungen attraktiv. Doch die Herausforderungen sind nicht zu unterschätzen: Planung, Entwicklung, Realisierung und Vermarktung erfordern präzise Koordination, tiefes Fachwissen und Marktverständnis. Nur wer über Know-how, Umsetzungskompetenz und Weitblick verfügt, kann Risiken wie Kapitalbindung, Zeitverzug oder Fehleinschätzung der Nachfrage vermeiden. Eigenentwicklung bedeutet also stets: Chance und Risiko zugleich.
Neugestaltung mit Profis – eine strategische Renaissance
Wer die Risiken der Eigenentwicklung scheut, kann mit professionellen Immobilienentwicklern zusammenarbeiten – gegen Honorar oder Erfolgsbeteiligung. Ziel ist es, tragfähige Konzepte zu realisieren, die wirtschaftlich wie strategisch überzeugen.
Erfahrene Partner bringen Marktkenntnis, gesellschaftliches Gespür und strategische Weitsicht ein. Gerade wenn es sich ebenfalls um ein Familienunternehmen handelt, entsteht häufig ein tiefes Verständnis für die Werte und Geschichte des Ortes. Denn nicht selten geht es darum, ganze Standorte weiterzudenken – nicht nur einzelne Gebäude.
Teilverkauf – Kapital freisetzen und Neues entstehen lassen
Mit einem Teilverkauf kann Kapital aus transformationsbedürftigen Flächen generiert und gleichzeitig eine partnerschaftliche Entwicklung eingeleitet werden. Dabei verkauft die Unternehmerfamilie einen Teil des Areals an einen Investor, der gemeinsam mit ihr den Standort weiterentwickelt.
Die Vorteile: Kapital wird freigesetzt, ohne die vollständige Kontrolle aufzugeben. Es entsteht mit geringerer Verschuldung ein wertstabiles „Zinshaus“, während der erfahrene Partner die Entwicklung unterstützt – in der Umsetzung wie in der strategischen Positionierung. Voraussetzung dafür: Vertrauen, Dialogfähigkeit und ein gemeinsames Verständnis aller Beteiligten.

Sale-and-Lease-Back – vom Eigentum zur Nutzung
Beim Sale-and-Lease-Back wird eine Gewerbeimmobilie verkauft, gleichzeitig aber vom Unternehmen (teilweise) zurückgemietet. Dies schafft Liquidität und überträgt Verantwortung für Instandhaltung und Investitionen auf den Käufer.
Trotz langfristiger Mietverpflichtungen nutzen immer mehr Unternehmen dieses Modell, um Kapital für Wachstum, Innovation oder Entschuldung freizusetzen. Entscheidend ist, diese Verpflichtungen als Teil einer übergreifenden Finanzstrategie vorausschauend zu steuern.
Die Kunst, Wirtschaftlichkeit und Vision zu vereinen
Jedes Modell bietet Chancen – und Herausforderungen:
- Eigenentwicklung bedeutet maximale Freiheit, verlangt aber unternehmerisches Denken, Kapitalkraft und Expertise.
- Teilverkauf ermöglicht professionelle Weiterentwicklung mit steuerbarem Risiko und Mitbestimmung.
- Sale-and-Lease-Back schafft finanzielle Spielräume und fokussiert auf unternehmerische Agilität.
Welche Strategie die passende ist, hängt von Zielen, Ressourcen und Vision der Unternehmerfamilie ab. Entscheidend bleibt: Die gewählte Lösung muss langfristig Werte schaffen – wirtschaftlich wie kulturell.
Text: Rolf Brunner, Partner CONTINUUM AG